16.04.2017
EINE TASSE TEE SO WERTVOLL WIE GOLD
Wie alle Mütter dieser Welt, freute auch ich mich auf die Geburt meines Kindes.
Stellte mir vor wie schön es ist, zu sehen wie es aufwächst und wie es mit anderen Kinder spielt.
Doch dann wurde mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Bald einmal musste ich feststellen, dass sich mein Sohn nicht so entwickelte wie andere Kinder.
Mit 4 Jahren bekam er die Diagnose Autismus.
Es kamen viele Jahre von suchen, herauszufinden wie und wo man ihn am besten fördern könnte. Ich erlebte sehr schöne Dinge. Aber immer wieder begegnete ich dem Verhalten meines Sohnes gegenüber Unverständnis ; wie von privaten Personen so auch von Fachleuten.
Es kostete viel Kraft.
Vor sieben Jahren war ich das zweite Mal an einem Tiefpunkt in meinem Leben angekommen. Ich wurde krank.
Dieses Mal entschied ich mich, grundlegend etwas in meinem Leben zu ändern.
Eine gute Freundin empfahl mir einen sehr guten Naturheilarzt. Dieser ermutigte mich, meinem Körper zu vertrauen. Es gelang mir meinen Körper wieder herzustellen.
Gleichzeitig fing ich an viele Bücher zu lesen. Wie: Pierre Franckh, Michaela Merten, Dr. Joseph Murphy, Bruce Lipton. Doreen Virtue und andere.
Ich fing an mir ein eigenes Programm zusammen zu stellen. Mein Spirituelles leben fing sich an zu verändern. Ich schöpfte neues Vertrauen in mich das Universum und meine Mitmenschen.
Auch die Ernährung stellte ich komplett um. Heute erforsche ich die Ayurvedische Heilkunst.
Die Engel sind für mich sehr wichtig geworden. Täglich bitte ich um ihre Hilfe und ihren Schutz. Bin aus tiefstem herzen dankbar was ich schon alles erleben durfte.
Hier eine kleine Geschichte: Mein Sohn hat jede Woche Schwimmunterricht.
Er findet immer am Abend statt, wenn viel los ist auf den Strassen. Wir waren sehr spät dran. Ich wusste wir würden es nicht mehr rechtzeitig schaffen mit all den Ampeln auf dem Weg dorthin. Da kam mir die Idee, die Engel um Hilfe zu bitten.
Es war unglaublich. Alle Ampeln standen auf grün. So schnell waren wir noch nie im Hallenbad angekommen.
Ich könnte noch viele solcher Geschichten erzählen.
Mein Leben hat durch all diese Erfahrungen einen neuen Sinn bekommen.
Da die Arbeit mit meinem Sohn nach wie vor sehr intensiv ist, lege ich immer wieder kleine Pausen ein.
Da war ich einmal in meinem Lieblingsrestaurant „Hiltl“. Hatte mir eine Tasse Tee gekauft und mich alleine an einen Tisch gesetzt. Plötzlich fiel mir das rege Treiben um mich herum auf. Wie die Menschen so selbstverständlich und unbeschwert hier essen gingen. Für mich ist das immer sehr schwierig. Da wurde mir dieser Moment und diese Tasse Tee plötzlich so wertvoll. Ich dachte mir,diese Tasse Tee ist für mich wertvoller als Gold. Tiefe Dankbarkeit erfüllte mich in diesem Augenblick.
Immer mehr werden kleine Dinge in meinem Leben sehr wertvoll. Ich fühle mich sehr reich und beschenkt.
Durch meinen Sohn, habe ich gelernt, die Welt mit neuen Augen zu sehen.
DESHALB IST EINE TASSE TEE FÜR MICH SO WERTVOLL WIE GOLD!
Liebe Schreiberin dieser Erlebnisschilderung,
derzeit beschäftigt mich der Autismus sehr, besonders das Asperger-Syndrom. Daher gerät diese besondere Wesensartigkeit mancher Menschen immer mehr in mein Blickfeld. So geriet das Buch des Autisten Peter Schmidt in meinen Fokus, der romanartig erzählt, wie er zum Lieben fand (Ein Kaktus zum Valentinstag). Dieses Buch lege ich immer wieder beiseite, um das wunderbare Vokabular des schreibenden Autisten in einem kleinen Heftchen zu sammeln. Sein Vokabular hilft sehr, sich in die Erlebenswelt eines Autisten hineinzuversetzen. EINES Autisten, denn jeder Autist ist ja ein einmaliger Mensch!
So finde ich in diesem Buch Redewendungen wie z. B. “es abiballt in der Gaststätte”. Und jeder neue, für mich ungewöhnlich formulierte Satz lässt mich mehr mitempfinden, was in einem Autisten vor sich gehen kann. Was für eine Herausforderung für uns alle!
Es ist doch eine sehr wichtige Aufgabe der menschlichen Gemeinschaft, sich von den Vielen, die sich durch ganz eigene Wesensarten besonders hervortun, aus der eigenen Komfortzone herausbewegen zu lassen und sich der Vielfalt des Lebens zu öffnen.
Sicher werden auch Sie an Ihrem Kind die ganz einzigartigen Züge erkennen, anerkennen, bewundern sogar, auch wenn diese Züge manche Probleme schaffen mögen. Versuchen Sie, allen anderen Menschen, die Ihnen begegnen, aufzuzeigen, dass ein Autist ein wertvoller Mensch für die Gemeinschaft ist, der mit seinen Besonderheiten ebenso zum Ganzen beitragen kann wie jeder andere es auch auf seine Weise tun kann. Viele Menschen wenden sich leider ab, wollen sich mit einer solchen Herausforderung nicht befassen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie es in solchen Fällen schaffen, diesen Menschen einen Weg zu Ihrem Kind zu öffnen, andererseits aber auch nicht sich selbst vergessen.
Wie gut, dass Ihnen solche besonderen Momente wie das Trinken einer Tasse Tee in einem Lokal gelingen! Mögen Sie mehr davon bekommen! Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen!
Übrigens …
kennen Sie die derzeitige Serie “Ella Schön” aus dem Fernsehen? Diese Ella (sie hat Asperger-Syndrom) hat mich fasziniert, vor allem die Schauspielerin Annette Frier, die diese Rolle gespielt hat.
Mit herzlichem Gruß,
Ulrike Nikolai