Kann man sich selbst lieben, wenn der Feind, der Krebs, im eigenen Körper sitzt? Ein Interview mit Ina Rudolph.
Die Bücher von Autorin und Schauspielerin Ina Rudolph verbreiten Lebensfreude. In ihrem aktuellsten “Ich will mich ja selbst lieben” schreibt sie über Selbstliebe, aber kritisch. Denn kann man sich mit der Diagnose Brustkrebs selbst lieben? Man kann, sagt sie.
ENGELmagazin: Sie schreiben: Durch die Krankheit habe ich mir endlich gestattet, schwach zu sein. Waren Sie immer stark?
Ina Rudolph: Nicht immer, aber viel. Ich habe mich immer sicher gefühlt in dieser Stärke: für andere da sein, mit Stärke auf die Welt schauen. Das gab mir Sicherheit. Aber ich habe manchmal schon gemerkt, dass diese Stärke eine Art Barriere zu anderen Menschen aufbaute, mich von ihnen trennte.
ENGELmagazin: Hat Ihnen die Krankheit gezeigt, authentisch zu sein?
Ina Rudolph: Ich war auch zuvor authentisch. Ich habe ja nicht absichtlich etwas verdrängt. Es war eher so, dass ich die anderen spontan vor mich gestellt habe. Und es gibt irgendwann auch Rollen im Freundeskreis, die man einnimmt. Irgendwann war ich die, die man immer gefragt hat. Und ich habe gesagt: Ja klar, mach ich! Es war cool, jetzt über eine längere Strecke mal Nein zu sagen.
ENGELmagazin: Natürlich verfolgten Sie in dieser Zeit tiefe Ängste. Sie beschreiben in Ihrem Buch, wie Sie diese Ängste nach Ihrer Methode in den Griff bekamen. Sie dachten erst: Es würde mir jetzt schlecht gehen. Dann haben Sie den Gedanken umgedreht: Es wird mir nicht schlecht gehen. Das klingt schön, aber total abstrakt. Wie soll das funktionieren?
Ina Rudolph: Das ist meine Art, damit umzugehen. Aber die Angst tauchte ja auf, als ich mit der Therapie noch nicht angefangen hatte. Ich war nur in Sorge, dass es mir schlecht ginge – aber es ging mir noch gar nicht schlecht. Also war es nur ein Gedanke, eine Befürchtung.
ENGELmagazin: Mit dieser Umkehr dieser abstrakten Gedanken konnten Sie Ihre Ängste und Befürchtungen besiegen?
Ina Rudolph: Ich kann im Nachhinein sagen: Natürlich ging es mir mit der Chemo nicht gut, aber es mir auch nicht so schlecht, wie ich befürchtet hatte. Es gab während der Chemo auch Momente, die gut waren. Der Moment des Aufgebens zum Beispiel, in dem ich nicht mehr machen konnte, als mich dem Schmerz hinzugeben. Die ganzen Freunde, die auf der Matte standen, die sich gekümmert haben, die gaben mir Kraft. Und die Schwäche, die ich mir erlaubt habe, einfach zu sagen: Ich kümmere mich jetzt nur um mich.
Das ganze Interview mit Ina Rudolph findest du im aktuellen ENGELmagazin Januar/Februar 2018.
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