Wie du dich von der Macht negativer Emotionen befreien kannst, zeigt die Bestsellerautorin Safi Nidiaye.
Von den eigenen Gefühlen kann man sich nicht befreien. Man kann sich aber davon befreien, von ihnen beherrscht zu werden. Statt sie zu unterdrücken oder auszuleben, kann man sie bewusst wahrnehmen, sie als Gefühle erkennen statt sie für Tatsachen zu halten. Dann erlebt man auf magische Weise, wie sich alles im Innern zurechtrückt und wie man dann die Dinge aus einer anderen Perspektive anschauen kann.
An Gefühlen ist an sich nichts Schlechtes, nichts, was man verbessern, verändern, heilen oder transformieren müsste. Wut ist einfach Wut. Was jedoch verändert werden kann, ist mein Verhältnis zu ihr. Ob ich wütend bin oder ob ich Wut wahrnehme: Das macht den entscheidenden Unterschied. Ob die Wut mich einnimmt, so als sei sie größer als ich, oder ob sie etwas ist, das ich im Herzen fühlen kann – das sind zwei Zustände, so verschieden wie Tag und Nacht.
Wenn Angst uns beherrscht, ist sie ein Tyrann, der unser ganzes Leben im Griff hat. Sie hindert uns daran zu tun, was wir eigentlich tun möchten, sie engt uns ein und schränkt unsere Freiheit ein. Von Angst beherrscht, verbergen wir oft unser wahres Wesen hinter einer Maske. Es gibt viele Strategien, mit Angst umzugehen: sie überwinden; das Gefürchtete beherzt angehen; die Angst herunterspielen; laut Pfeifen im Dunkeln; sich Vertrauen einreden. Aber ist es wirklich eine gute Idee, unser eigenes Gefühl aus unserem Herzen zu verbannen? Als Feind zu betrachten.
Wenn wir begriffen haben, dass Angst ein Gefühl ist und als solche wahrnehmen, brauchen wir keine Strategie mehr. Ich bin nicht die Angst, die Angst ist auch keine Tatsache. Sie ist einfach ein Gefühl. Wenn ich sie bewusst wahrnehme, erkenne ich, dass sie unendlich viel kleiner ist als ich. Angst, die von dir bewusst wahrgenommen wird, wird dein bester Freund. Sie macht dich wachsam und bedacht.
Wie genau das funktioniert, erklärt Safi Nidiaye im aktuellen ENGELmagazin November/Dezember 2017.