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Reni allein zu Hause

Nur drei Tage Auszeit wollten mein Mann Klaus und ich mir gönnen. Wir hatten uns für unseren Reisegutschein eine Kurzreise nach Thüringen, in einem Hotel mit direkten Zugang zum Thermalbad, auserwählt. Klaus packte unseren Koffer, wobei ihn Reni, unsere Hauskatze mit schwarzem Fell und weißen Puscheln in den Ohren, nicht aus den Augen ließ. Sie legte sich auf den Kofferdeckel, so als wollte sie ihm sagen: „ Vergiss ‘nicht mich mitzunehmen“.

Am Abend vor unserer Reise kam Reni, sehr spät von ihrem Abendausgang nach Hause. Nicht wie sonst ging sie zu ihrem Fressnapf, sondern legte sich zum Schlafen auf ihren Lieblingssessel. Für gewöhnlich weckt sie uns morgens, immer so gegen 5.30 Uhr, mit lautstarkem Mauzen. Was so viel heißen sollt: „Aufstehen, lasst mich raus, es ist Zeit für meinen Morgenspaziergang“. An diesem Tag erwachten wir erst mit dem Geräusch der hochfahrenden Jalousien. Reni lag wie am Vorabend immer noch auf dem Sessel. Ihr Fressen und das Wasser hatte sie nicht angerührt. Auch die Katzentoilette war unbenutzt. Als ich mich ihr näherte, um zu sehen was mit ihr los ist, erhob sie sich vom Sessel und lief in der Wohnung umher, wollte aber nicht wie sonst nach Draußen. Ich konnte keinerlei Anzeichen für eine Krankheit feststellen. Sie schien traurig zu sein, als wüste sie, das wir sie dieses Mal nicht mitnehmen würden. Dennoch beunruhigte mich ihre Wesensveränderung und so bat ich die Erzengel Ariel und Raphael während unserer Abwesenheit gut auf sie aufzupassen. Schweren Herzens und mit Tränen in den Augen fuhren Klaus und ich davon. Von Unterwegs informierte ich unseren Freund Harald nur darüber, dass er sich erst am nächsten Tag um Reni kümmern braucht, da wir ausreichend Futter und Wasser hingestellt haben. Ich hoffte so sehr, dass sie bis dahin wieder gefressen hat.

Während der Fahrt und den schönen Unternehmungen im Urlaubsort kreisten meine Gedanken immer wieder um Reni. Sie kam als Katzenbaby zu uns und schlief sehr gern auf meinem Schoß, in meiner Armbeuge. Obwohl sie nun schon über vier Jahre bei uns lebt, ist sie immer noch sehr liebebedürftig und anhänglich. Sie kommt immer noch gern zum Kuscheln auf meinen Schoß, wie damals als Katzenbaby. Meine innere Zerrissenheit, konnte ich vor Klaus nicht verbergen. Er nahm mich in den Arm mit den tröstenden Worten; „Mache dir keine Sorgen. Sollte Harald sich morgen melden und mitteilen das Reni nicht frisst, fahren wir wieder nach Hause.“ Das beruhigte mich nur ein wenig. Vor dem Schlafengehen bat ich erneut die Erzengel Ariel und Raphael um ihre Hilfe.

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes besuchten wir das Thermalbad. Alles war traumhaft und so kehrten wir erst zum Abendessen wieder in unser Hotel zurück. Mein erster Blick war auf mein Handy gerichtet. Harald hatte sich gemeldet und ein Foto von Reni mit traurigem Blick und dem noch immer vollen Futternapf geschickt. Danach die Frage: „Was ist mit Reni?“ Mit Tränen in den Augen zeigte ich Klaus die Nachricht und äußerte meinen heimlichen Verdacht, das Reni womöglich draußen Gift gefressen haben könnte. Klaus hörte aus meiner Erzählung den Gedanken der vorzeitigen Abreise heraus und war sichtlich nicht begeistert. Da mein Tränenstrom nicht versiegen wollte und unaufhaltsam über meine Wangen lief, nahm mich Klaus mit den Worten: „Na gut, dann fahren wir eben morgen schon nach Hause“, in seine Arme. Nach dem Abendessen teilten wir der Rezeption unseren Entschluss der vorzeitigen Abreise mit. Auch an diesem Abend bat ich die beiden Erzengel Ariel und Raphael in dieser Nacht gut auf Reni aufzupassen.

Am nächsten Morgen machten wir uns zeitig auf den Heimweg, getrieben von dem Gedanken mit Reni die Praxis unserer Tierärztin noch vor der Mittagspause zu erreichen. Zu Hause angekommen, freute sich Reni sehr und ich war überglücklich sie munter und vital begrüßen zu können. Wir fuhren zur Tierärztin und wurden kurze Zeit später in das Behandlungszimmer gerufen. Reni war sehr aufgeregt und meine Nähe während der Untersuchungen ließen sie merklich ruhiger werden. Problemlos ließ sie alles über sich ergehen, so als wäre sie überglücklich, wieder mit mir zusammen zu sein. Die Tierärztin konnte außer Herzrasen nichts feststellen. Sie erkundigte sich eingehend nach Besonderheiten und Verhaltensweisen. Ich berichtete ihr, dass wir Reni seit dem Tot unserer älteren Katze, mit der sie aufgewachsen war, im Auto mit zur Ostsee und unseren Freunden mitnehmen und das sie in den vergangenen Monaten nicht alleine gewesen ist. Die Ärztin verabschiedete uns mit den Worten: „Wenn Reni bis morgen nicht gefressen hat, sollten sie mit ihr zur Blutuntersuchung kommen. Sollte sie fressen, dann richten sie sich künftig darauf ein, sie immer mitzunehmen“. Nach dem Arztbesuch war Reni`s erster Weg zum Fressnapf und sie leerte diesen mit sichtlichem und hörbaren Appetit.

Seit diesem Ereignis fährt Reni überall mit uns mit. Nur wenn wir Urlaub in einem Hotel machen, dann bleibt sie allein zu Hause und Harald versorgt sie täglich. Vor unserer Abreise rede ich dann jedes Mal mit ihr und sage ihr wohin wir fahren und warum sie nicht mitfahren kann. Ich sage ihr auch, dass wir sie lieb haben und sie nicht vergessen werden. Ich bin mir sicher, sie versteht mich und spürte unsere Liebe zu ihr. Zu unserer Beruhigung hat es nie wieder eine Nahrungsverweigerung in unserer Abwesenheit gegeben.

Danke liebe Engel.
Ich habe die Zuversicht, dass ihr immer an meiner Seite seid und nur darauf wartet um Hilfe gebeten zu werden.

Edeltraud Waclawik

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