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Warum miste ich nicht öfter aus, wenn es doch so gut tut?!

Liebe Leser des ENGELmagazins, liebe Engel-Fans,

Ordnung im Außen schafft Freiraum im Innen.

 

“Wenn wir auch nur ein Stück unseres Gerümpels wegwerfen, aktivieren wir unsere innere Weisheit wieder. Nicht das Herz verändert die Handlungen, sondern die Handlungen bewirken eine Änderung im Herzen. Wenn man ins Handeln kommt, wird das Herz folgen.” So beschreibt es Japans bekannteste Aufräum- und Entrümpelungsexpertin Hideko Yamashita in ihrem Buch und im ENGELmagazin Juli/August 2017. Sie hat die Methode Dan-Sha-Ri entwickelt – die Kunst, durch aufräumen sich selbst besser kennenzulernen, das innere Chaos im Herzen in Ordnung zu bringen und sein Leben wieder angenehm zu gestalten. Durch aufräumen der sichtbaren Welt wird zugleich Einfluss auf die unsichtbare genommen. Oder kurz gesagt: Die innere Ordnung folgt der äußeren.

Ich habe mich vor einem Dreivierteljahr von extrem vielen Sachen getrennt – materiell wie auch emotional. Meinen Kleiderbestand habe ich halbiert, ebenso die Anzahl meiner Schuhe und Taschen. Auch in die neue Küche räumte ich nur das nötigste. Meinte ich. Denn trotz der Reduzierung habe ich viele Gegenstände die vergangenen Monate kein einziges Mal wieder in der Hand gehabt. Es fing an, mich zu nerven, dass sie trotzdem so viel Platz wegnehmen. Und die Dinge, die ich tatsächlich täglich brauche, mir schon entgegenfallen, wenn ich den Schrank öffne, weil für sie darin nicht genügend Platz ist. Wochenlang schob ich die Ausmist-Aktion vor mir her. Als ich sie dann tatsächlich in Angriff nahm, ging es erstens viel schneller als gedacht und zweitens tat es so gut, Raum zu schaffen. Nicht nur die materiellen Sachen haben jetzt mehr Platz, sondern auch ich habe das Gefühl, wieder viel besser durchatmen zu können, die Enge ist zu Raum und Weite geworden. Durch das Loslassen habe ich die Hände frei für Neues, das in mein Leben kommt.

Diese Erfahrung habe ich (und bestimmt auch du) schon öfter gemacht. Trotzdem wehrt sich irgendwas in mir jedes Mal wieder erst, schiebt das Ausmisten vor sich her. Warum? Hideko Yamashita erklärt das so: Es können Ängste vor der Zukunft dahinter stecken (es könnte einem ja etwas fehlen, man will auf alle Eventualitäten vorbereitet sein). Oder es ist Flucht vor der Wirklichkeit (es ist schwierig, sich einzugestehen, was man wirklich braucht oder welchen Problemen man sich stellen sollte). Oder man klammert an der Vergangenheit (weil man sich nicht mit der Gegenwart beschäftigen und Neues in sein Leben lassen möchte).

Ich muss definitiv noch weiter ausmisten – auch wenn ich noch nicht weiß, wann ich meinen Schweinehund dazu überwinden kann.

 

In diesem Sinne

 

Jessica Hirthe

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Kommentare

  1. Ich habe ausmisten dürfen. Zuerst zaghaft, aber dann rigoros. Wir haben 28 Jahre lang ein großes Haus bewohnt und nun für uns, nachdem unsere Söhne ausgezogen sind, ein kleineres Haus gebaut. Bis auf die
    Möbel im Wohnzimmer haben wir keine Möbel mitgenommen. Keller, Garagen, Dachboden mussten komplett geräumt werden. Sogar Spielsachen hatte ich gebunkert. Ärzte ohne Grenzen und Kindernothilfe nahmen uns alles ab für den guten Zweck. Es tat sehr gut diesen Überschuss loszuwerden. Ich machte Ordnung im Haus und sortierte auch mein Leben. Das eine zieht das andere wohl nach. Ich denke nicht, dass ich das ohne den Umzug angefasst hätte. Platz war genug da. Manchmal muss erst ein Stein ins Rollen gebracht werden und dann läuft es wie von selbst.

    Christel Oostendorp

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