Diagnose: Krebs. Für Kate Gross der Beginn ihres spirituellen Wegs.
Kate Gross ist erfolgreich, gehört zum Regierungsstab des englischen Ex-Premiers Tony Blair. Dann erhält die Mutter von Zwillingen die Diagnose Krebs, unheilbar. Nun fängt ihr Weg zu tiefen spirituellen Erkenntnissen an. Im ENGELmagazin schrieb sie kurz vor ihrem Tod: Was ich euch noch sagen wollte.
Ich bin eine erfolgreiche Frau Mitte dreißig, habe einen tollen Job, reise durch die Welt und treffe mich mit Präsidenten und Premierministern. Meine wunderbaren Zwillinge sind drei Jahre alt, und ihr Vater Billy ist nicht nur mein Seelenverwandter, sondern auch der schnuckeligste Mann, den ich je geküsst habe.
Aber in meinem Inneren gerät ein Zellhaufen außer Kontrolle. Sofort nach der Diagnose habe ich mit dem Schreiben angefangen. Als ich mit dem Tippen begann, sprudelten die Wörter nur so aus mir heraus und brachten sich fast von selbst in die richtige Reihenfolge, so fleißig, wie sich derweil die bösartigen Zellen in meinem Inneren vermehrten.
Alles, was ich aufgeschrieben habe, ist ein Geschenk an mich selbst. Als Erwachsener ist es zu leicht, das Leben an sich vorbeirauschen zu lassen.
Wir sind zu sehr damit beschäftigt, Erfolg zu haben, zu arbeiten, zu konsumieren, unsere Kinder aufzuziehen. All das kann uns Freude schenken und uns erfüllen, das gebe ich zu.
Aber es ist so unglaublich leicht, darüber seine innere Welt zu vergessen. Ich weiß, dass meine jahrelang tot war, eingezwängt zwischen meiner Arbeit, meinen Zielen und meinen geliebten Kleinen.
Diese Prioritäten habe ich irgendwann einmal so gesetzt, und es war gut so. Aber jetzt hat mir die Krankheit auf unerwartete Weise die Zeit geschenkt, mich wieder um mich zu kümmern.
Ich habe diese Beschäftigung so sehr genossen und zu einer Zeit, als die Lage nicht hätte schlimmer sein können, so viel Freude und Trost daraus gezogen.
Ich kann meine eigene Seelenlandschaft erkennen, und das heißt, ich kann auch die der anderen Menschen sehen.
Wenn du weißt, dass es passieren wird, kannst du dich dafür entscheiden, das letzte Kapitel der Geschichte zum allerbesten zu machen.
Ich genieße meine stillen, mürrischen Tage genauso wie die Tage voller Freude und Staunen.
Ich tue mich schwer mit dem Verrinnen der Zeit, weil ich nicht weiß, wie lange dieses wunderbare letzte Kapitel dauern wird.
Jeden Tag möchte ich die Pausentaste drücken und jeden einzelnen Moment in mich aufnehmen, aber dann kommt schon der nächste und überwältigt mich.
Mehr zu dem berührenden Thema findest du in der ENGELmagazin-Ausgabe Juli/August 2016.
Foto: EM/Archiv