Wie du durch Kreativität deinen Frieden finden kannst, schreibt Musikerin Inés Witt.
Wann hast du das letzte Mal selbstvergessen vor dich hin gesummt, gesungen, etwas gezeichnet oder dir eine Geschichte ausgedacht? Du weißt es nicht? Ist das eine Weile her? Denkst du vielleicht, dass Zeichnen, Singen und andere kreative Dinge ein Privileg der Kinder und Jugendlichen sind? Da darf man sich noch ausprobieren? Jetzt, als Erwachsener, hat man Verantwortung und Pflichten. Der Ernst des Lebens hat uns voll im Griff. Aber ist das wirklich unser unausweichliches Schicksal? Ich bin davon überzeugt, dass es nicht so ist.
Wir alle haben in uns ein Kind, das sich ausdrücken und experimentieren möchte. Wenn wir dieses innere kreative Kind sozusagen in den Keller schicken, berauben wir uns einer großen Glücks-, Kraft- und Friedensressource. Lassen wir als gut funktionierende Erwachsene also unser inneres kreatives Kind nicht leben und wirken, so wird dieses Kind solange bei uns anklopfen, bis wir sagen: „Komm’ herein! Schön, dass du da bist! Lass’ uns etwas Tolles machen!“
Ich habe mich im Laufe meines Erwachsenendaseins lange bemüht, allen Anforderungen gerecht zu werden. Es war nicht immer nur anstrengend und mühsam, es gab viele schöne Momente. Aber ich hörte immer diesen inneren Ruf: “Da ist noch mehr! Das kann nicht alles gewesen sein.“ Stück für Stück erschloss ich mir Frei-Räume. Zuerst war es eine halbe Stunde am Abend für Gymnastik. Später, mit über 40 Jahren, begann ich Klavierunterricht zu nehmen. Ich erfüllte mir damit einen lang gehegten Wunsch, jedoch zufrieden machte es mich nicht. Viele Seminare habe ich besucht, eine geheime „Macht“ ließ mich nicht zur Ruhe kommen.
Durch „Zufall“ lernte ich den spirituellen Lehrer und Operntenor Mark Fox kennen, seine Arbeit, das Loslassen von Perfektion, den Mut zur Peinlichkeit. „Oje, Peinlichkeit, was soll das mit Frieden finden zu tun haben?“, fragst du mich. Eine Menge: Wenn wir unsere hohen Messlatten wegwerfen, experimentieren wie die Kinder ohne ein festgezurrtes Ziel vor Augen, dann überschreiten wir eine magische Grenze! Während der Ausbildung zum True Voice Practitioner bei Mark und seiner Partnerin Angelika Thome begann ich mir Lieder auszudenken. Diese Lieder kamen wie Geschenke des Himmels zu mir, während ich in der Natur spazieren ging; sie flogen mir zu wie Vögel, egal, womit ich gerade beschäftigt war.
Die Engel zogen an mir mit unsichtbaren Fäden, immer weiter, immer weiter: „Trau’ dich!“ „Trau’ dich!“, sagten auch Mark und viele andere Menschen. Solange, bis ich eine eigene CD aufgenommen habe. Solange, bis ich in meinen Liedern all den Schmerz, alte Verletzungen, die Sehnsüchte, Freude und Liebe, was wir ja alle in uns tragen, heraus-singen konnte. Heraus! Heraus! Wenn du dich frei-gesungen hast, fühlst du dich wie auf einer Sommerwiese nach einem heftigen Gewitter. Tiefer Frieden umarmt dich. Bienen summen, Vögel zwitschern, du siehst Libellen und Schmetterlinge, während du die kühle, frische Luft ein- und – puh! – ausatmest.
Nun, deine Kreativität muss sich nicht wie ein Gewitter entladen. Warte nicht zu lange! Leg’ einfach los! Mache das, was dich ruft – dazu sollte Frei-Zeit doch eigentlich da sein. Für das Frei-Sein, für Dinge, Aktivitäten, die dich glücklich machen.
Kennst du die Worte aus einem Gedicht von Aurelius Augustinus „Oh Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen!“?
Wenn du deinem kreativen Weg weiter folgst, wirst du eines Tages feststellen, dass du Gesellschaft bekommen hast. Er wird neben dir sitzen und dich sanft anlächeln, der Engel des Friedens. Er wird dir gratulieren, dass du dir für deine Träume und Eingebungen Zeit genommen hast und dir ins Ohr flüstern „Kollege“. Wir geben indirekt auch anderen Menschen die Erlaubnis kreativ zu sein, wenn wir unsere Kreativität leben. So werden wir selbst zu Kreativitäts- und Friedensengeln. Wir alle wollen Frieden. Fangen wir bei uns an, finden wir Frieden mit den Gaben, die Gott uns in die Wiege gelegt hat, und bringen diese in die Welt!
Über die Autorin
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www.ineswitt.de