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Kino-Tipp: „Die Schatten der Wüste“

Während man sich in vielen europäischen Ländern mit dem Thema Flucht und Migration beschäftigt, fristen beinahe unbemerkt von der Weltöffentlichkeit viele Menschen ein trostloses Schicksal als Bauarbeiter oder Hausmädchen in Dubai. Unser Kinotipp der Woche: „Die Schatten der Wüste“

Junge Männer in der Fremde. Sie arbeiten mit oder ohne Vertrag und hoffen auf finanziellen Erfolg. Sie arbeiten in einem reichen Land und sie werden schlecht bezahlt. Manche schicken Geld nach Hause, manche nicht. Manche sehen ihre Familien ein-, zweimal im Jahr, manche noch seltener und manche nie wieder. Sie überleben einen Konflikt nicht, sie sterben bei einem Arbeitsunfall – oder sie begehen Selbstmord, um nicht den zuhause gebliebenen Familien die eigene Erfolglosigkeit eingestehen zu müssen. Einer von ihnen ist Baskaran. Er kommt aus Indien und arbeitet in Dubai. Dort stirbt er.

Manches davon ist uns auch in Europa nicht fremd. Wir wissen, dass Ausbeutung nie ein lokales Phänomen ist – aber wir wissen wenig, wie diese mörderische Abhängigkeit in einem anderen Teil der Welt aussieht.

Der Film „Die Schatten der Wüste“ zeigt uns nur Fragmente vom Ort der Ausbeutung. Viel wichtiger ist der Ort der Überlebenden, die Heimat. Sundari, die Hauptperson, wirkt im Film vertraut, fast familiär. Sie ist die junge Witwe Baskarans, der angeblich Selbstmord begangen hat, und sie ist die Cousine von Jay, einem der beiden Filmemacher.

Hier seine Gedanken zum Film: „Vor drei Jahren erhielt ich diesen verstörenden Anruf, an den ich mich heute noch ganz genau erinnere. Meine Mutter erzählte mir, dass der Ehemann meiner Cousine Sundari als Bauarbeiter in Dubai vermisst wäre. Meine Cousine sei völlig verzweifelt, da sie seit drei Monaten kein Lebenszeichen erhalten habe. Nun wollten meine Eltern mich um Hilfe bitten. Sie wussten, dass einige meiner Freunde auch in Dubai gearbeitet haben. Ich rief daraufhin einige meiner Bekannten an, doch ohne Ergebnis. Dann einige Zeit später wieder ein Anruf meiner Mutter: Es stünde fest, dass der Ehemann meiner Cousine tot sei. Er solle sich erhängt haben. Seine Leiche liege seit Monaten in einer Leichenhalle in Dubai. Baskaran war 35 Jahre alt, als er starb, das gleiche Alter, das ich heute habe. Ich lebe in Deutschland, bin auch ein Migrant, aber unter ganz anderen Bedingungen. Baskarans Geschichte liess mich nicht mehr los und ich begann nachzuforschen. In den Vereinigten Emiraten töteten sich im letzten Jahr 91 Arbeitnehmer. Die meisten von ihnen kamen ursprünglich aus den indischen Bundesstaaten Kerala und Tamil Nadu, wo auch ich herstamme. Im Jahr 2010, als Baskaran starb, waren es nach Angaben der indischen Regierung 132 Selbstmorde.

Mir geht es weniger darum, die Umstände von Baskarans Tod zu klären oder in Dubai herauszufinden, was genau passiert ist. Ich möchte nicht anklagen und auch nicht aufdecken. Ich möchte vom Leben meiner Cousine Sundari und ihrer beiden Kinder erzählen. Von ihrem täglichen Kampf, mit dieser Tragödie fertig zu werden, von ihrem Schmerz. Aber auch von ihrer Kraft, nicht aufzugeben.“

Kinostart in Deutschland: Ab 10. Januar
Hier finden Sie den Trailer:

Dazu gibt es noch eine vierteilige Podcast-Serie, „Tod in Dubai” von Franziska Schönenberger und Stefanie Ramb. Alle Folgen in der Bayern2 Mediathek hier:

https://www.br.de/mediathek/podcast/tod-in-dubai/785

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