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Vertraue dir selbst. Dann vertrauen dir andere

Der spirituelle Lehrer und Autor Pater Anselm Grün zeigt uns hier, wie wir Vertrauen zu anderen aussähen und langsam wachsen lassen können. Wenn wir uns erst einmal selbst vertrauen.

Wir sehnen uns nach Vertrauen. Uns einfach fallen zu lassen in die Arme von Menschen, die uns auffangen. Aber Vertrauen braucht Mut. Ich muss mich dem anderen Menschen öffnen. Ich muss meine Angst überwinden, missverstanden, belogen, betrogen zu werden.

“Was ist Vertrauen”

Das war das Motto des Kirchentags 2019 in Dortmund. Keine Frage: Ohne Vertrauen können wir nicht leben. Aber wie geht das? Vertrauen ist jedenfalls eine sehr persönliche – und eine sehr folgenreiche – Sache. Vertrauen kann man nicht einfach schaffen oder dekretieren. Es muss von meiner Person ausgehen. Von mir strahlt aber nur dann Vertrauen aus, wenn ich mir selbst vertraue, wenn ich keine Angst habe vor meiner eigenen Wahrheit.

Ausgesöhnt mit mir selbst & Vertrauen, das wachsen muss

Jede Firma setzt bei ihren Leitlinien auf Vertrauen: „Wir wollen eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen. Wir vertrauen den Mitarbeitern und schaffen Vertrauen zwischen ihnen.“ Das klingt sehr schön. Doch die Realität ist oft ganz anders. Gerade Führungskräfte, die von sich behaupten, dass sie Vertrauen stiften wollen, strahlen oft eher Misstrauen aus. Vertrauen verlangt, dass ich mich selbst ehrlich kennenlerne und mich aussöhne mit allem, was in mir ist. Wer sich weigert, die eigene Wahrheit anzuschauen, der wird alles, was er bei sich nicht wahrnimmt, auf andere projizieren. Das Misstrauen, das er sich selbst und seiner inneren Wahrheit gegenüber hat, wird er auf die anderen übertragen. Dann kann er noch so viel von Vertrauen sprechen, von ihm geht kein Vertrauen aus.

Was in einer Firma gilt, das gilt auch für den persönlichen Bereich. Wir sehnen uns danach, Menschen vertrauen zu können. Aber zugleich haben wir Angst, dass unser Vertrauen missbraucht werden könnte. Vertrauen zwischen Personen muss wachsen. Es wächst, indem ich dem anderen einen Vorschuss an Vertrauen gebe. Ich vertraue ihm etwas von mir an. Ich öffne mich ihm. Aber zu Beginn werde ich mich nicht völlig öffnen. Ich möchte erst erfahren, wie der andere mit meinem Vertrauen umgeht. Wenn er das, was ich ihm im Vertrauen erzählt habe, weitersagt, dann werde ich ihm nichts mehr anvertrauen und mein Vertrauen zu ihm wird künftig begrenzt sein. Ich werde mich ihm gegenüber schützen, damit er mich nicht verletzt. Aber wenn der andere sich von meinem Vertrauen anregen lässt, selbst von sich zu erzählen, dann wächst das Vertrauen. Und wir können uns immer mehr anvertrauen.

Meiner eigenen Wahrheit begegnen

Vertrauen zu ermöglichen, heißt nicht, vertrauensselig zu sein. Es gibt Menschen, die dem Nächstbesten ihre tiefsten Geheimnisse anvertrauen. Manche Menschen geben sich betont offen, wenn sie von ihren Schwächen erzählen. Sie wollen damit imponieren. Und sie wollen dadurch ablenken von ihren wahren Schwächen, von den Schattenseiten, die sie doch vor anderen verbergen. Auch in Talkshows wirkt es manchmal so, als würden die Eingeladenen alles von sich erzählen. Aber man hat den Eindruck, dass sie damit nur kokettieren. Es ist nicht die ganze Wahrheit, die sie da preisgeben. Um Vertrauen zu ermöglichen, muss ich meiner eigenen Wahrheit begegnen. Das Gebet ist ein guter Ort, an dem ich mich so, wie ich bin, mit allen Abgründen meiner Seele, Gott hinhalte. So lerne ich, alles in mir anzuschauen, ohne Angst.

Wie Sie sich selbst vertrauen können und wie sich auch Ihr Blick auf andere Menschen verändert, verrät Anselm Grün im ENGELmagazin September/Oktober 2019

Über den Autoren

Über den Autoren

Pater Anselm Grün, geb. 1945, Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, geistlicher Begleiter und Kursleiter in Meditation, Fasten, Kontemplation und tiefenpsychologischer Auslegung von Träumen. Seine Bücher zu Spiritualität und Lebenskunst sind weltweite
Bestseller – in über 30 Sprachen. Sein einfachleben- Brief begeistert monatlich zahlreiche Leser (www.einfachlebenbrief.de).

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